Lost in Translation? Kyoto by Bike
Ein Abenteuer der ganz besonderen Art haben Florian und Veronica erlebt:
eine Reise nach Japan – und das haben sie unter anderem mit dem Fahrrad erlebt: Kyoto by Bike. Aber was passiert, wenn man die Verkehrsschilder und das Verhalten der anderen Verkehrsteilnehmer nicht zweifelsfrei interpretieren kann? Lost in Translation – dieser Filmklassiker drängt sich auch in das Bewusstsein unserer Verkehrsteilnehmer Veronica und Florian (übrigens unser Spezialist für Berlin).
Besucht haben die beiden Kyoto in Japan: Kyoto by Bike, ein Micro Adventure der besonderen Art.
Florian: Wenn man auf einem Kurztrip durch Japan ist und ein freies Wochenende in Kyoto verbringen kann, will man natürlich so viel wie möglich sehen. Alleine 17 Stätten gibt es, die zum Weltkulturerbe gehören. Kyoto war vom 11 bis zum 19 Jahrhundert die Residenz des japanischen Kaisers und tatsächliche bedeutet der Name Kyoto einfach „Hauptstadt“.
Neben dem Weltkulturerbe hat die Stadt auch noch viele andere Sehenswürdigkeiten zu bieten, allerdings sind alle diese Sehenswürdigkeiten weit verstreut und es ist daher nicht leicht, viel in kurzer Zeit zu sehen. Nachdem wir einen Tag damit verbracht hatten, meist in Bus und U-Bahn zuzubringen, um von Ort A nach Park B zu gelangen, mieteten wir uns am darauffolgenden Tag kurzerhand im Hotel zwei Fahrräder, um schneller als der Bus und viel flexibler unterwegs zu sein. (Anmerkung Patrick: diese Orientierungsphase per Bus ist perfekt, um sich einen Plan zu machen von der Stadterkundung: Was sieht sehenswert aus für eine nähere Erkundung, wie weit weg ist das und wie kann man mögliche Ziele miteinander verknüpfen, so gelernt z.B. in San Francisco)
Kyoto by Bike – so geht’s
Das Mieten der Fahrräder war mit 1.000 JPY (ca. 7,50 EUR) pro Rad und Tag günstig und für 300 JPY gab es noch eine Vollkaskoversicherung dazu. Man gab uns auch gleich ein Hinweisblatt (siehe links) mit den Regeln für Fahrradfahrer dazu.
Erste Regel: LINKS FAHREN (wegen Japan mit Linksverkehr und so). Außerdem soll man „Kyoto-Style“ das Fahrrad schieben, da Fußgänger zuweilen etwas unkoordiniert sein können.
Ich muss an dieser Stelle hinzufügen, dass ich als Hermeneutiker bei Piktogrammen – zumindest in Asien – ein kompletter Versager bin. Außerdem ist das Radfahren auf manchen Straßen verboten (siehe ‚Stadtplan‘ auf dem Zettel).
Die Spannung zwischen Geschichte und Moderne ist gerade mit dem Fahrrad in Kyoto sprichwörtlich spürbar. Besonders hübsch z.B. die Fahrrad-Garage (Foto unten).
Man darf auch seine Räder nur auf gekennzeichneten Flächen abstellen,
sonst wird man abgeschleppt. Das machte uns nicht unbedingt Mut und so schlossen wir noch schnell die Vollkaskoversicherung ab (auch gegen Diebstahl und Abschleppen). Die Fahrräder sind übrigens bis 19:00 Uhr wieder zurückzubringen. Danke für den Hinweis. Los ging es, nachdem ich meinen Sattel auf die höchste Stufe gestellt hatte.
Unsere Route war (siehe Karte) vom Hotel zum Nijo Castle (der Burg der Shogune, die eigentlich in Edo residierten und hier abstiegen, wenn sie den Kaiser besuchten) zum Kaiserlichen Palast und von dort weiter zum „Philosophen Weg“ und wieder zurück.
Auf der Straße bemerkten wir rasch, dass (unserer Interpretation nach) die Verkehrszeichen die gemeinsame Benutzung der schmalen Bürgersteige von Fahrrädern und Fußgängern vorschrieben oder doch zumindest nahelegten, die meisten japanischen Radfahrer diese Interpretation offenbar aber nicht teilten. Lange Rede, kurzer Sinn: macht unbedingt die Vollkasko-Versicherung!
Nijo Castle
Bei Nijo Castle angekommen galt es die erste große Herausforderung zu meistern: der Fahrradparkplatz mit seinen automatischen Parkbuchten. Anders als in der Innenstadt von Tokyo, wo man Fahrräder in Automaten einführt, wo sie dann unterirdisch weggeparkt werden, ist hier der Stellplatz überirdisch (Bilder oben). Die Fahrräder wurden mit einem Bügel fixiert und so gegen unbeabsichtigtes Wegfahren gesichert – aber auch gegen beabsichtigtes Wegfahren in unserem Falle, da wir die Anweisung für die Parkgebühren nicht entziffern konnten ( siehe ‚Anleitung‘).
Fremdsprachen sind den meisten Japanern, trotz unglaublicher Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit eher…fremd. Ungefähr so wie bei Franzosen, nur dass man dort zumindest Buchstaben erkennt und sogar ohne jemals Französisch gelernt zu haben, mache Bedeutung aus anderen Sprachen oder dem Kontext herleiten kann. Wir gingen in der guten Hoffnung, die technischen Probleme werden in einem so effizienten Land wie Japan bis zu unserer Rückkehr gelöst sein (trotz Wochenende) in gelöster Stimmung zur Besichtigung der Burg über.
In Deutschland wäre ich nicht so entspannt gewesen. Tatsächlich enttäuschten mich die Japaner nicht. Bei der Rückkehr war nach Bezahlung von 300 JPY pro Rad der Bügel wieder offen und wir konnten weiterradeln.
Der Schlosspark in Kyoto ist durchgehend mit dem Rad befahrbar und wirklich schön.
Leider kann der Palast nur nach vorhergehender Anmeldung beim „Haushalt des Imperiums“ besucht werden.
Wir hatten keine Anmeldung. Schade. Vorher also besser informieren, beim nächsten Mal.
Den Philosophenweg hatte ich mir anders vorgestellt, da er als eine der großen Sehenswürdigkeiten vorgestellt wurde.
Und zurück
Die Rückfahrt führte uns durch die für Fahrradfahrer eigentlich gesperrten Straßen. Auch hier überraschten uns die Japaner wieder mit einer, für Ihre Kultur, ungewöhnlich ungezwungenen Auslegung dieser Regel. Das erinnerte eher an die freizügige Interpretation von Verkehrsregeln in Studentenstädten wie Göttingen oder Münster. Um 18:45 brachten wir die Räder vor Ablauf der Mietzeit wieder zurück.
Den Abend ließen wir am Fluss im sehr netten und entspannten Nachtleben ausklingen.
Fazit:
Kyoto ist ideal für die Erkundung mit dem Fahrrad. Für sportliche Fahrer nur bedingt geeignet, da es fast keine ausschließlichen Radwege gibt, sondern man mit den Fußgängern den Bürgersteig teilt: Kyoto-Style eben.
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