Das Thema eBike ist für mich ja gefühlt immer noch neu. Auch wenn ich mit Bavarian Finest e.Bike und auf den Media-Days der EUROBIKE schon sehr viele Erfahrungen gesammelt habe. Den Überblick habe ich Euch hier gegeben. Das erste eigene eBike ist das Ghost Hybride ASX 6.7 geworden. Gekitzelt hat mich aber immer die Frage nach einem Reichweitentest Bosch eMTB.
Die „Lieblings-Tour“ mit 1.800 Höhenmetern
Die Karwendelrunde ist eine „Knochentour“. Den Spitznamen hat sich die Tour nicht nur wegen der Form eines Hundeknochens verdient, sondern weil sie mit Ihren 1.800 Höhenmetern auf die Substanz geht. Ich schaffe die Tour auf einem Bio-Bike typischerweise immer nur am Ende der Saison, wenn ich sehr gut trainiert bin. Jetzt bin ich die Tour im Juni gefahren kurz nach der ersten Corona-Lockerung.
Reichen 625 Wattstunden Akkuleistung aus?
Reicht der Bosch-Akku mit seinen 625Wh Leistung aus, um mich den ganzen Weg zu begleiten? Ich war wild entschlossen mit nur einer Akkuladung die Tour zu fahren. Um es ganz klar zu formulieren: eine Akkuladung reicht definitiv NICHT aus, wenn man den Motor die ganze Zeit an hat. Die Frage war also viel mehr: wie oft darf ich den Motor überhaupt an machen, wenn ich die 1.800 Höhenmeter schaffen will? Alternativ kann man auf halber Strecke, oben auf dem Karwendelhaus, eine Pause einlegen und den Akku aufladen, während man auch den körperlichen Energiespeicher mit Kaiserschmarrn oder Suppe wieder auflädt. Wenn man die Strecke mit einem Bio-Bike fährt, dann ist der „schlimme Anstieg“ nicht der erste zum Karwendelhaus – den erreicht man irgendwann verschwitzt und glücklich. Der schlimme Anstieg ist der dritte ganz am Schluss, weil man eigentlich schon lange nicht mehr kann.
Erster Teil der Strecke
Den ersten kleinen und den zweiten großen Anstieg zur Karwendelhütte bin ich am Berg mit viel Eco-Modus und ein bisschen eMTB-Modus gefahren (Turbo fast gar nicht). Die ebenen Streckenverläufe bin ich meistens ganz ohne Unterstützung gefahren. Im Ergebnis hatte ich dann nach 900 Höhenmetern oben auf der Karwendelhütte gerade noch 4 von 5 Balken (der 4. verschwand dann recht schnell). Gefühlt hatte ich also noch ganz viel Power im Akku als ich meine große Pause machte. Nach dem Hochalmsattel ging es komplett ohne Unterstützung runter bis zum kleinen Ahornboden.
Wird es jetzt Eng?
Nach dem kleinen Ahornboden geht es weiter runter entlang des Johannistals. Die Strecke ist immer ein Hingucker. Wenn man viel Zeit hat, lohnt ein Abstecher auf den kleinen Wegen, die sehr wenig von Wanderern bevölkert werden, dafür von vielen umgestürzten Bäumen blockiert werden. Danach geht es weiter zur Eng nach Hinterriss. Jetzt muss man spätestens das zweite mal eine Alternative einplanen. Erstens: weiter auf der klassischen Runde oder zweitens die Eng bis zur Isar nach Norden vor fahren und mit sehr wenigen Höhenmetern gut 20 Kilometer mehr fahren über Krün. Wie sollte der Reichweitentest Bosch eMTB weiter gehen?
3 Balken noch
Im Eco-Modus teilte mir das Bosch Purion Display mit, dass ich noch eine Restreichweite von 16 Kilometern hätte. Das hörte sich nicht viel an, schließlich wusste ich ja, dass noch zwei Anstiege vor mir lagen. Und trotz kräftiger Motor-Unterstützung fühlte ich mich nicht mehr sooo kräftig. Aber ich wollte es immer noch wissen. Die Entscheidung liegt einfach immer im Kopf. Im Eco-Modus und ein bisschen eMTB-Modus ging es über den zweiten Berg und ganz ohne wieder runter zum Fermersbach. Hier gab es einmal (oder mehrmals?) eine Brücke. Jetzt muss man durch den Bach. Entweder man zieht sich die Hose hoch und die Schuhe und Socken aus – oder man fährt einfach durch, weil man ja so bärige Unterstützung hat. Einmal dürft ihr raten, was ich gemacht habe (Plötzlich hatte mich doch die Faulheit am Wickel).
Der letzte Anstieg
Jetzt musste ich nur noch den letzten Anstieg zur Vereinshütte schaffen. Einen Balken hatte ich noch. EINEN. Dieser letzte kleine Berg ist immer noch der fieseste. Und auch meine Kräfte schienen mir sehr endlich! Ich wollte ausschließlich Eco hoch fahren, aber laufend hat mein innerer Schweinehund am Display rum geschaltet – jedes Mal, wenn ich nicht genau hin geschaut habe. Me, myself and I waren noch so mit uns und unseren laufenden Strategiewechseln beschäftigt, dass wir gar nicht gemerkt haben, dass mein Schatz uns schon über den letzten Hügel des Auenlandes geführt hat. Gesagt haben es mir 4 Bio-Biker, die mir zum Erreichen der letzten Anhöhe gratuliert haben. Wir haben uns sehr nett ausgetauscht. Die Jungs hatten etwa 7 Stunden Fahrzeit auf der Uhr (so wie ich früher auf dem Bio-Bike). Bei mir waren es gerade mal 3 Stunden 20 Minuten reine Fahrzeit!
Die letzten Meter
Jetzt ging es nur noch einen schönen eckigen Trail bergab und dann noch ein paar Meter bis Mittenwald. Am Bahnhof angekommen habe ich meinen Akku aufgeladen und einen letzten Blick auf die Reichweite gewagt. Ganze 3 Kilometer hätte mich der Eco-Modus noch unterstützt. Challenge Accomplished.
Der Reichweitentest Bosch eMTB war eine echte Herausforderung: spannend, sportlich und auch ein kleiner Nervenkitzel. Insgesamt habe ich nur 3 Stunden 45 Minuten Fahrzeit gebraucht und bin (getrieben von der Angst, dass der Akku doch nicht reicht) einen Schnitt von über 17 km/h gefahren – für meine Erfahrungswerte sehr schnell. Ich weiß von mir, dass ich auf einem Bio-Allmountain mit ordentlich Höhenmetern auf einer Rundtour zwischen 10 km/h und 12 km/h schnell fahre. War es das Ghost Hybride ASX, dass mich so hat fliegen lassen? Oder hatte ich so eine Bombenkondition? Kleiner Exkurs an der Stelle: Das eBike fahren hat mich vor allem im Grundlagenbereich fit werden lassen, nicht im anaeroben Bereich. Mit Sarah’s Tipps im Ohr konnte ich mein Training sogar auf dem eBike noch verbessern.
Fazit
Es hat sehr viel Spaß gemacht und der Reichweitentest Bosch eMTB hat mich ganz anders gefordert, als vorher angenommen. Ich glaube, dass ich nochmal die Karwendelrunde fahren muss, diesmal aber mit einem leichteren Rad aber mit Motor-Unterstützung. Da habe ich auch schon eine Idee. Ich werde darüber berichten. Ich freue mich über jeden Kommentar! Ich habe den Reichweitentest mittlerweile auch mit einem Lapierre eZesty mit Fazua-Antrieb und einem Ducati TK 01 RR mit Shimano-Antrieb gemacht. Lest die Ergebnisse – voreingenommen und subjektiv, aber hoffentlich auch interessant.
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