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Reichweitentest Shimano EP8 eMTB

Die Karwendelrunde muss wieder herhalten für den ultimativen Reichweitentest Shimano EP8. Das Gefährt meiner Wahl ist ein Ducati TK 01 RR. Dieses Alu-eBike, das in die Kategorie Allmountain/Enduro eMTB fällt, vergleiche ich mit dem Ghost ASX 6.7 mit einem Bosch Performance Line CX Antrieb mit 625 Wh und dem Lapierre eZesty mit Fazua-Antrieb als Leicht-eMTB mit 2x 250Wh.

Für den Reichweitentest Shimano EP8 im Einsatz: das Ducati TK 01 RR by Thok

Subjektiver Test ohne Anspruch auf echte Vergleichbarkeit

Dieser Test wird auf der gleichen Strecke, der Karwendelrunde, gefahren. Alle drei Tests bin ich, euer Autor Patrick, gefahren. Mein Körpergewicht war ungefähr das gleiche mit ca. 77 kg. Die Ausstattung war auch ähnlich. Aber ich bin kein zertifiziertes Testinstitut. Und auch mein Fahrstil mag variiert haben. Die Karwendelrunde ist immer eine besondere Herausforderung. Vor allem deswegen, weil sie knapp 1.800 Höhenmeter auf ca. 67 km mitbringt. Und die 1.800 Höhenmeter muss man erstmal schaffen – auch wenn man eine Motorunterstützung hat. Typischerweise würden man mit einem Systemgewicht von ca. 110kg (mein Körpergewicht + das Bike + die Aussrüstung) vermutlich um die 1.200 Höhenmeter schaffen. Ich habe mir aber in den Kopf gesetzt, dass ich 50% mehr haben will. Also muss ich mir überlegen, wie ich das schaffen kann.

Die Runde mit dem Ducati war gefühlt die schnellste

Wie dosiere ich meine Leistung?

Gut 50 Prozent mehr will ich haben, als ich bei „normaler“ Fahrweise hätte. Ich bin die Karwendelrunde ja schon mit den anderen beiden Bikes gefahren. Auch da musste ich mir etwas Besonderes überlegen. Jetzt gibt es für Bosch-Antriebe zum Beispiel den Reichweiten-Assitenten. Der gibt bei mir an, dass ich mit dem Ghost ASX Hybride 6.7 bei bergiger Fahrt eine Strecke von 42 km im Tour-Modus schaffen würde. Auf dem Mountainbike zählen für mich eher die Höhenmeter. Aber die Strecke von 42 km entspricht auch gut 2 Drittel der Gesamtstrecke. Das heißt, dass meine Schätzung mit 1.200 Hm auch passen müsste. Die Strategie auf dem Ghost mit dem Bosch-Antrieb war: möglichst wenig Power einsetzen (Eco-Modus) und möglichst viel selber treten. Nicht gerade überraschend.

Der kleine Ahornboden

Strategie Nummer 2

Das Lapierre eZesty hatte nur 250 Wh im Akku. Hier musste ich also eine lange Pause zum Aufladen des Akkus einplanen, alternativ konnte ich einen zweiten Akku mit nochmal 250 Wh (Gewicht 1,1 kg) mitnehmen. Die 500 Wh sind zwar weniger als bei Bosch und Shimano, aber, da der Motor weniger Strom verbraucht, hat er auch deutlich weniger Durst. Das eZesty mit dem Fazua-Antrieb hatte also zwei große Vorteile: Erstens verbraucht der Fazua-Motor mit 55 Nm maximaler Power deutlich weniger als Bosch und Shimano mit jeweils 85 Nm. Und zweitens ist das ganze Bike mit Carbon-Rahmen 6 kg leichter. In Summe war die Fahrzeit mit dem Fazua-Antrieb fast genauso schnell wie mit dem Bosch-Antrieb (mit dem zweiten Akku). Ich hatte aber den Bosch-Antrieb mit der Reichweitenplanung besser im Griff. Das Lapierre, das schneller war, hat am letzten Hügel doch keine Power mehr gehabt, dadurch bin ich etwa 24 Minuten später in Mittenwald eingetroffen. Der Spaß-Faktor war auf beiden Bikes sehr hoch.

Oben auf dem Hochalmsattel auf 1.800 über Null

Shimano EP8 Strategie

Für den Reichweitentest Shimano EP8 lag meine grundsätzlich Strategie sehr schnell fest: das Systemgewicht fast genauso wie beim Ghost, die Nennleistung mit 85 Nm wie beim Ghost und 630 Wh Akku fast wie beim Ghost. Also wollte ich auch mit dem Eco-Modus den größten Teil der Ansteige schaffen. Theorie und Praxis hatten noch zwei Überraschungen für mich übrig. „Die Verwendung des Eco-Modus führt beim EP8 nicht zu einer Reichweiten-Verlängerung“, riet mir ein Freund. Das konnte ich mir schon rein technisch nicht vorstellen. In meinem Kopf spielte ich Transformator- gegen Widerstands-Szenarien durch. In der Praxis konnte ich die Theorie meines Kumpels nicht bestätigen. Weniger Power bedeutet größere Reichweite. Die Praxis hatte aber auch noch eine andere Überraschung für mich übrig: Wenn der letzte Balken des Akkus angezeigt wird, dann liefert der Motor nur noch Eco-Power. Gewöhnungsbedürftig, aber praktisch.

Die Shimano-App

Das Tollste ist aber die E-Tube Project App, mit der man die Unterstützungsstufen nach eigenem Bedarf einstellen kann. Damit kann man in den drei Unterstützungsmodi die Kraft einstellen (zwischen 27 Nm und 85 Nm) und vor allem auch das Ansprechverhalten. Es können auch zwei komplett unterschiedliche Profile angelegt werden (zum Beispiel für eins für Flachland und eins für die Berge). Für die Berge empfehle ich den Eco-Modus auf 42 Nm einzustellen, den mittleren Trail-Modus auf 63 Nm und den Boost-Modus auf 85 Nm mit sofortigem Ansprechen zu fixieren. Das ist also etwas mehr auf allen drei Stufen, aber wir sind ja schließlich auch in den Bergen.

Mithilfe der Shimano E-Tube-App lassen sich die Unterstützungsstufen individualisieren

Vorbereitung abgeschlossen: Start

Bei schönstem Spätsommer-Wetter geht es in Mittenwald an den Start. Mein Ducati TK 01 RR wartet mit vollem Akku auf die Herausforderung. Wir rollen ein bis Scharnitz. Zum Karwendeltal geht es jetzt scharf links über die noch sehr kleine Isar, die im nächsten Tal ihren Ursprung hat. Der erste Anstieg hat es sofort in sich. Zu allem Überdruss habe ich auch noch ein kleines Zeitproblem im Gepäck. Am Vormittag habe ich einen Geschäftstermin gehabt und es ist schon 14:30 beim Start. Mit einem Bio-Bike wäre die Tour jetzt schon zu Ende.

Das Ducati TK 01 RR mit Shimano EP8 Antrieb und 630 Wh Akku

Im Eiltempo zum Karwendelhaus

Mit viel Boost geht es den ersten Anstieg hoch ins Karwendeltal. Im Tal selbst versuche ich die Leistung deutlich zu reduzieren und möglichst wenig Unterstützung abzurufen. Nach 20 km Strecke geht es dann gut 500 Höhenmeter am Stück nach oben. Oben kann man sehr gut eine Pause einlegen, etwas essen oder auch die Akkus aufladen. Dafür habe ich heute keine Zeit – und ich will auch nur mit einer Akkuladung die gesamte Strecke schaffen. 630 Wh im Akku müssen ausreichen. Am höchsten Punkt, dem Hochalmsattel auf gut 1.800 Meter über Null, zeigt mir der Akku noch 3 Balken an. Nicht viel, aber jetzt geht es erst mal wieder runter. Im Eiltempo jage ich in Richtung Kleiner Ahornboden. Und jetzt kann auf der groben Strecke das wunderschöne Ducati eEnduro auch endlich seine Stärken ausspielen. Die Pirelli Reifen sind hart im nehmen. Die Federung von Öhlins in der Gabel und im Dämpfer überzeugt voll. Wo ich mit RockShox (Ghost, Simplon) oder Fox (Lapierre) immer wieder an meine Grenzen gekommen bin, habe ich beim Öhlins Federwerk immer ausreichend Reserven. Kleine Sprünge oder fiese Löcher sind auch bei höheren Geschwindigkeiten keine Schwierigkeit.

Der Hochalmsattel war schon im Schatten

Tal mit Aussicht

Im kleinen Ahornboden mache ich eine kleine Pause. Die Hälfte der Strecke ist geschafft, und mehr als die Hälfte der Höhenmeter liegen auch schon hinter mir. Der Akku zeigt mir immer noch drei Balken und ich bin zufrieden. Die Sonne scheint hier auch noch über die Berge und der Ausblick ist einfach nur unglaublich schön (gerne dürft ihr auch in die Kommentare rein schreiben). Auf dem Kiesweg schreibe ich mit ordentlich Gefälle eine neue Geschwindigkeitsbestmarke mit 62,4 km/h in die Aufzeichnung. Nach Hinterriß folgt der zweite große Anstieg. Der Akku verliert recht schnell einen Balken, obwohl ich vorwiegend im Eco-Mode unterwegs bin.

Das Johannistal fällt stark ab bis zum Wildbach

Der letzte Balken

Dann geht es durch den Fermersbach und mit nassen Füßen den letzten Anstieg hoch. Und kurz nach der Bachdurchquerung schlägt die letzte Stunde, nein: der letzte Balken. Und hier zeigt der Shimano EP8, dass er mit dem letzten Balken eben auch nur den Eco-Modus als Unterstützung anbietet. Ich finde diese Bevormundung zwar etwas vorlaut, aber irgendwie auch gut passend. Mit deutlich reduzierter Geschwindigkeit geht es dann die letzten Höhenmeter hoch. Der letzte Trail ist nochmal eine echte Herausforderung an die Technik. Aber nicht die Technik des Ducati eEnduro, sondern meine Technik. Unten angekommen fahre ich dann die letzten 5 Kilometer komplett ohne Unterstützung bis nach Mittenwald. Ich drehe die letzte Runde vor dem Biker Bahnhof und lasse mich auf der Terrasse in einen Café-Sessel plumpsen. Jetzt sehe ich mir die Zeiten an und staune: mit 3 Stunden und 43 Minuten bin ich trotz der letzten „langsamen“ Bio-Meter 2 Minuten schneller als mit dem Ghost-Akku, der die komplette Runde gehalten hat. Der Grund liegt in der stärkeren Unterstützung, die ich mir mit dem Shimano bergauf gegönnt habe.

Bei der Vereinsalpe sind alle Aufstiege geschafft

Welcher Antrieb hat am meisten Spaß gemacht?

Bosch, Fazua oder Shimano? Welcher ist der beste Antrieb? Diese Frage lässt sich nur individuell beantworten. Denn auch die Bikes haben hier ein gewaltiges Wörtchen mitzureden. Ghost, Lapierre und Ducati sind komplett unterschiedliche Bikes. Das Ghost ASX ist ein tolles Bike. Das Lapierre eZesty war gewöhnungsbedürftiger, hat dann aber deutlich mehr Spaß gemacht. Und das Ducati by Thok? Macht enorm Spaß, liegt super-sicher auf dem Trail und geht auch toll bergauf. Dazu kommt die Optik des Ducati Bikes. Einfach extrem schön! Fazua und Shimano können schon längst, was Bosch erst mit dem neuen System 2022 lernt: Individualisierbare Software.

Das Schönste von allen

Gibt es „das Schönste“ überhaupt? Klar. Subjektiv ist das Schönste natürlich die Tagestour, die man auf einem eBike auch noch am Nachmittag starten kann, wenn der halbe Tag eigentlich schon rum ist.

Welches eBike ist das richtige?

Wenn ihr noch nicht wisst, welches eBike euch am meisten Spaß macht, dann hilft euch vielleicht dieser Artikel, der euch ein paar Fragen stellt und einige Bikes vorstellt.

born2.bike ist ein schöner Blog?

Dann wählt ihn zum Fahrradblog des Jahres.

2 Kommentare zu „Reichweitentest Shimano EP8 eMTB“

  1. Pingback: Reichweitentest Shimano vs Bosch vs Fazua - eBikeZone - Subjektiv

  2. Pingback: Unterwegs mit einem eSUV, dem MyVélo Himalaya - Born2.Bike

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